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Soliette Claudia

 

 
Vorname :   Soliette Claudia
Land :   Nicaragua
Geburtsjahr :   1989
Angestrebtes Bildungsziel :   Ärztin (Dr. Med.)
Beginn der Förderung :   2007

Abitur:

Beendigung der Ausbildung  : 

 2007

 2018

 

Auszug aus Revista 2/ 2011

Soliette ist die Tochter von Pfarrerin Katia Cortez der „Iglesia Luterana Fé y Esperanza de Nicaragua“. Soliette bekommt seit 2007 ein Stipendium der Döbrich–Stiftung. 100 Dollar im Monat braucht sie, um ihre Kurse inklusive Materialien zu finanzieren. Die Fachbücher sind sehr teuer. Denn Soliette studiert Medizin, einen der teuersten Studiengänge. Montag bis Freitag besucht sie Vorlesungen und Seminare in der Uni, an zwei Vormittagen zusätzlich ein Labor-Praktikum in einem Krankenhaus, wo sie krebserregende Bakterien untersucht. Jeden Samstag hat sie einen Spezialisierungs-Kurs, zu dem ich sie einmal begleitete:
Im bekannten Hotel „Holiday Inn“, das auch als Kongresszentrum dient, sitzen in einem stark klimatisierten Raum etwa 30 Studenten zwischen 18 und 35 Jahren. Es ist keine Hörsaal-Atmosphäre, sondern eher ein Privatissimum, das von einem ca. 40-jährigen Doktor in schwarzem Anzug gegeben wird. Anhand einer PowerPoint-Präsentation erklärt er dem Auditorium, wie ein EKG funktioniert und wie man damit Diagnosen durchführt. Die Studenten sind vier Stunden lang damit beschäftigt, die Folien abzuschreiben. Der Professor hat eine lockere Art, seine Erklärungen scheinen einleuchtend und verständlich. Es ist ihm eine Ehre, mich als deutsche Gasthörerin dabei zu haben. Und er ist ganz begeistert von Soliettes Arbeitsverhalten. Ihr ist dieses öffentliche Lob sichtbar peinlich. Tatsächlich schreibt sie in den Prüfungen sehr gute Noten und wird diesen Spezialisierungskurs wohl mit einem exzellenten Diplom abschließen.
Danach stehen ihr noch ein Jahr Uni bevor, zwei Jahre Zivildienst in einem Krankenhaus und noch weitere drei Jahre Praktikum, wo sie in alle Bereiche der Medizin praktisch eingeführt wird. In fünf Jahren wird die 21-Jährige also erst als Ärztin arbeiten können. Am meisten Spaß machen ihr Chirurgie, Epidemiologie, Pathologie und Pharmazie.
Später könnte sie sich vorstellen, als Kinderchirurgin zu arbeiten, weil sie zum einen gut mit Kindern umgehen kann und zum anderen eine persönliche Beziehung zur Chirurgie hat. Im März 2009 hatte sie einen Autounfall, wodurch herausgefunden wurde, dass Soliette an einer seltenen Wirbelsäulen-Verformung leidet. Im Juni wurde sie operiert mit der Vorwarnung, dass sie das Laufen und Bewegen wieder neu erlernen müsse... Eine sehr schwierige Zeit für die damals 19-Jährige.
Aber sie hat sich den Mut nicht nehmen lassen, denn sie wollte ihr Medizin-Studium unbedingt weiterführen. Und wie ein Wunder konnte sie schon zwei Tage nach der Operation ihre Beine wieder bewegen und bald ihr normales Leben aufgreifen.
Dieses Erlebnis hat ihren Glauben an Gott verstärkt. So entschied sie sich noch im gleichen Jahr zusätzlich ein Theologiestudium anzufangen, das sie jeden 4. Sonntag im Monat verfolgt. Im Dezember 2011 wird sie voraussichtlich ihren Abschluss machen. Sie möchte mit ihren Theologie-Kenntnissen vor allem eine Stütze für die Jugendarbeit ihrer Mutter sein. Ich habe einigen Bibel-Workshops von Soliette beigewohnt, in denen sie Jugendlichen vertieftes Wissen zur Bibel weitergeben möchte. Im Gottesdienst hilft sie jeden Sonntag bei der Liturgie mit. Ob sie sich eines Tages als Pastorin sieht? „Warum nicht“, antwortet Soliette mit ihrem strahlenden Lachen, „aber jetzt möchte ich mich erst einmal auf mein Medizin-Studium konzentrieren“.
In der „Semana Santa“, der Karwoche, die in Nicaragua ein besonderes Fest ist, muss sie leider für Klausuren lernen und kann gar nicht richtig genießen, dass ihr Vater, der in El Salvador lebt, zu Besuch ist. Aber wenn alle Arbeiten geschafft sind, wird sie einen Cocktail-Abend nach einem Spiel ihrer Lieblingsmannschaft „FC Barcelona“ veranstalten. Dafür lässt sie auch mal alle Uni-Arbeiten stehen und liegen!
 

 

Auszug aus Revista 3/ 2011

Soliette – Brief vom 13. September 2011

Ich grüße Sie in der Hoffnung, dass Gott, unser Herr, Sie und Ihre Familie segnen und Ihre Arbeit mit Erfolg erfüllen möge.
Dieses Jahr ist sehr wichtig für mich gewesen. Wie Sie schon wissen, studiere ich parallel zu meinem Medizin-Studium Theologie mit dem Ziel eines Lizentiats. Ich werde diesen Studiengang Ende dieses Jahres abschließen und so wurde ich auch in diesem Rahmen am 24.Juli 2011 zusammen mit dem Pastor Mario Leiva zur „Reverenda“ (Pfarrerin) ordiniert. Ich bin Reverendo Döbrich und der Stiftung sehr dankbar dafür, dass er, abgesehen von der Unterstützung bei meiner akademischen Ausbildung in Medizin, auch eine sehr wichtige Rolle in meiner spirituellen Entwicklung übernommen hat. Vielen Dank dafür!
Was mein Medizin-Studium betrifft, so habe ich nun damit begonnen, wie schon im letzten Bericht angekündigt, mehr im klinischen Bereich zu arbeiten, wie es im Verlaufsplan meines Studiums für das 4. Studienjahr vorgesehen ist. Ich habe in diesem Rahmen mehr mit den Patienten zu tun und insgesamt ist der Fächerinhalt ein bisschen praktischer aufgebaut, als theoretisch. Jeden Tag bin ich ein Stück mehr davon überzeugt, dass Gott eine besondere Absicht für mein Leben hat, denn als Pastorin habe ich den starken Wunsch, dem Nächsten zu dienen und ich weiß, dass mein Medizin-Studium ein wichtiges Instrument sein wird, um Gott und meiner Kirche zu dienen.
Auch wenn ich noch nicht dazu fähig bin, Untersuchungen durchzuführen – denn noch fehlt mir die andere Hälfte des Wegs, um das Studium der Allgemeinmedizin zu absolvieren – so versuche ich zumindest, schon meine bisher erworbenen Kenntnisse anzuwenden, um den Gemeinden der Kirche zu helfen. Zum Beispiel hatte ich am 2.Juli 2011 die Möglichkeit, zusammen mit zwei Studienkollegen, HIV-Proben durchzuführen in einer Kirchengemeinde namens „El Bonete“, in der Region Chinandega, die in den Prävalenz-Statistiken von AIDS auf den ersten Stellen steht. Wir konnten 56 Blutproben entnehmen, mit denen wir den chemischen Prozess durchführten, um auf schnelle Art und Weise den HI-Virus festzustellen. Diese Untersuchungen wurden im Rahmen einer Informations-Veranstaltung der Jugendarbeit der Lutherischen Kirche in Nicaragua durchgeführt. Die Aktion hat sich vor allem an die Gemeindemitglieder gewandt, aber auch allen anderen Dorfbewohnern ihre Türen geöffnet.
An dieser Stelle ist es mir wichtig, erneut meinen Dank für die Unterstützung der Stiftung auszudrücken, denn meine Träume und Ziele rücken immer näher und können dank Ihrer Hilfe realisiert werden! Sie ermöglichen es mir, das zu studieren, was ich liebe, um später meine Fähigkeiten und Kenntnisse mit den Personen zu teilen, die diese am meisten brauchen. Ich hoffe, dass ich in der Zukunft medizinische Hilfe für unsere Kirchengemeinden anbieten kann, die diese dringend benötigen.

Mit Segenswünschen Soliette

 

Auszug aus Revista 7 / 2013

Ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich mit meinem Studium glücklich bin. Ich wurde mit vielen Erfahrungen gesegnet, sowohl als Medizinstudentin als auch als Pastorin. Ich hatte die Gelegenheit zur pastoralen Begleitung von HIV-Infizierten. Außerdem betreute ich medizinische „Brigaden“ aus den Partnerkirchen. Als Assistenzärztin konnte ich bei Sprechstunden mitwirken. Dabei lernte ich, positive Entscheidungen zur Verbesserung der Gesundheit der Patienten zu treffen. Ich habe auch erfahren, dass noch viel zu lernen ist, wenn man auf die reale Welt stößt, bei der die Antwort zu den Problemen der Menschen nicht mehr in deren Hände liegt. Ich bin gerade dabei, das fünfte von acht Jahren meines Studiums zu beenden. Ich hoffe, dass ich die drei fehlenden Jahre mit Gottes Hilfe schaffen kann. In diesem Jahr 2013 arbeite ich als Praktikantin in verschiedenen Krankenhäusern, um die Theorie mit praktischen Erfahrungen zu unterlegen. Ich engagiere mich bei der Begleitung von HIV-Infizierten, unterstütze die kirchliche Jugendarbeit und bin Co-Pastorin in der Zentralkirche. Bei meiner Weiterbildung möchte ich mich auf das öffentliche Gesundheitswesen spezialisieren. Dort kann ich einen Beitrag leisten zur Lösung der Gesundheitsprobleme, die vor allem die arme Bevölkerungsschicht betreffen. Letztendlich danke ich Gott und allen Menschen, die mich bei der Ausbildung zur Ärztin unterstützen, weil ich fühle, dass meine Berufswahl ein Weg ist, auf den Gott mich berufen hat.

 

Auszug aus Revista 12/ 2016

Soliette ist auf ihrem Weg zur Medizinerin wieder ein gutes Stück vorangekommen. Sie hat im praktischen Krankenhaus-Betrieb Erfahrungen sammeln können. Mit sehr guten Noten hat sie die erforderlichen Studien in mehreren Fachbereichen bestanden. Darunter hat sie im vergangenen Jahr besonders die Kinderheilkunde begeistert „Ich lernte sehr viel über das Leben, während ich von so zerbrechlichem Leben umgeben war.“ Sie musste lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen, denn: “ Jeder Patient ist anders, von jedem Einzelnen kann man eine Menge lernen und mit jedem leidet man auch. Es ist oft schwierig, die Bedürfnisse der Menschen in den staatlichen Krankenhäusern zu sehen, ohne ihre Probleme lösen zu können.“

In diesem Jahr hat Soliette nun ihr Praktisches Jahr begonnen, das letzte ihres Studiums. Sie muss nochmals durch bestimmte Fächer rotieren, Innere Medizin, Chirurgie, Pädiatrie und Gynäkologie. Nicht als Theoriefächer, sondern als Praktika wo sie jeweils eine bestimmte Punktzahl erreichen muss.

Sie will sich besonders anstrengen um jeden Abschnitt mit Bravour zu bestehen. Das Praktisches Jahr endet im März 2017, danach wird sie noch ihre Abschlussarbeit präsentieren. Mit dieser wird ihr Studium der Humanmedizin und Chirurgie abgeschlossen sein und sie könnte eine Facharztausbildung beginnen, was sie gerne tun würde.

Sie würde gerne danach in einem öffentlichen Krankenhaus oder in einer Nichtregierungsorganisation, die ihre Unterstützung der Gemeinde widmet, arbeiten.

Derzeit ist sie vor allem als Pastoralreferentin in der Gemeinde von Masaya tätig, eine Gemeinde, in der Menschen von HIV betroffen sind. Sie unterstützt die Lutherische Kirche auch, indem sie Kommunikation zu Partnergemeinden in den Vereinigten Staaten herstellt und sich um die Delegationen kümmert, die sie in Nicaragua besuchen. Sie ist verantwortlich für den Kommunikationsausschuss der ILFE, macht Fotos, Videos und Notizen über die verschiedenen Aktivitäten und ist Co-Pastor der Bischöfin der Zentralkirche. „Mir gefällt es Teil der ILFE zu sein, weil es eine aktive Kirche ist, eine Kirche, die nicht still steht.“

Sie bedankt sich bei der Stiftung für all die Unterstützung ohne deren Hilfe sie nicht in der Lage gewesen wäre, dorthin zukommen, wo sie jetzt ist.

 

Auszug aus Revista 16/ 2018

Managua, 4. April 2018 An die Annette und Wolfgang Döbrich-Stiftung Seit ich ein kleines Mädchen bin, gehöre ich zur Lutherischen Kirche von Nicaragua “Glaube und Hoffnung” und ich habe immer als Freiwillige bei der Betreuung von Gruppen aus verschiedenen Teilen der Welt mitgeholfen. Eine Gruppe, die uns jedes Jahr besucht, ist das Ärzteteam, mit dem wir in die entlegensten Gemeinden unseres Landes reisen, wo man nicht so leicht hinkommt, und dort fühlte ich, wie in mir der Wunsch erwachte, eine Ausbildung zur Allgemeinärztin machen, um denen helfen zu können, die es am nötigsten brauchen. Leider ist es teuer, ein Medizinstudium durchzuführen: die Bücher kosten viel, die Instrumente, die Arbeitskleidung, Lebensunterhalt, Transport usw. Und im Jahr 2007, als ich die Zulassung zur Medizinischen Fakultät erhielt, spielte die Döbrich-Stiftung eine entscheidende Rolle dabei, meinen Traum zu verwirklichen. Ich hatte die Ehre, ein Stipendium zu bekommen, das mir erlaubte, einige der anfallenden Kosten zu bestreiten. Als ich später, im Jahr 2009, aufgrund einer angeborenen Krankheit, die erst damals zum Vorschein kam, Probleme mit der Wirbelsäule bekam, musste ich mit meinem Medizinstudium aufhören, um mich einer Operation zu unterziehen und danach eine ziemlich lange Rehabilitation zu durchlaufen. Aber auch da blieb die Döbrich-Stiftung an meiner Seite und unterstützte mich durch einen besonderen Förderer sogar in diesen Momenten, die so schwer für mich und meine Familie waren. Dass die Stiftung und vor allem Pfarrer Döbrich bei uns waren, war ein Beweis der Liebe Gottes, die uns als Brüder und Schwestern in Christus umfängt. Nachdem ich weitere Therapien gemacht hatte, konnte ich mein Studium wieder aufnehmen und alle für die Laufbahn nötigen Stationen absolvieren: die Grundausbildung, die klinischen Bereiche und die Dienste in den verschiedenen Fachabteilungen. Am 7. März erhielt ich dann endlich mein Abschlusszeugnis als Absolventin des Studiums der Allgemeinmedizin. Dafür danke ich zuerst Gott für all seinen Segen und der Döbrich-Stiftung für all die Unterstützung, die ich erhalten habe, und für die Anstrengungen, die sie Tag für Tag unternehmen, um jungen Menschen wie mir die Gelegenheit zu geben, ihre Lebensqualität zu verbessern. Dies ist ein wesentlicher und sehr wichtiger Aspekt, der mich zu der Frau gemacht hat, die ich heute bin. Mir bleibt nichts, als Danke zu sagen und mir zu wünschen, dass Gott, unser Herr, Sie alle segne und und immer behüte. Dra. Claudia Soliette