Das Sommerfest 2023 war geprägt vom Kirchentag in Nürnberg in der 2. Pfingst-Woche. Hierzu hatte die Landeskirche VertreterInnen ihrer Partnerkirchen – auch von der CILCA – eingeladen. Ursprünglich wollten wir alle unsere Partner zu einem Nach-Treffen nach Feldafing-Pöcking holen. Ähnliches aber planten die Partnerdekanate von Nicaragua (Nürnberg) und von El Salvador (München). So blieben zum Schluss für unsere Veranstaltungen drei Gäste aus Zentralamerika: Revdo. Rolando Ortez (Präsident der CILCA), Doña Jeanette Perez (Präsidentin der ILCO) und Revdo. Julio Cesar Caballero (Präsident der ICLH). Dazu kamen die beiden Musiker Dr. Tito Gomez, El Salvador, und Paulo, Italien. Alle beteiligten sich am Gottesdienst. Julio Cesar Caballero predigte zum Evangelium des Sonntags: Lukas 14,15-24 (Das große Abendmahl/El gran banquete). Er verband das Gleichnis mit der Kirchentagslosung: „Jetzt ist die Zeit“ – Zeit, die große Einladung zu hören und ihr Folge zu leisten. Deutsche und spanische Lieder wechselten einander ab, ebenso die Gebete. Alle Beteiligten erhielten zum Schluss viel Dank, dem sich auch Bürgermeister Rainer Schnitzler anschloss.
Beim anschließenden Frühlingsfest mit Bewirtung stellte Revdo. Rolando Ortez die fünf großen Herausforderungen vor, die sich allen CILCA-Kirchen stellen und bei deren Bewältigung sie einander helfen:
- cambio climático (Klimawandel). Vermehrte Abholzung, Bergwerkstätigkeit ausländischer Firmen, Monokulturen etc. haben zum Klimawandel beigetragen. Der „corredor seco“ (trockener Korridor), der von Guatemala über El Salvador und Honduras bis nach Nicaragua reicht, bringt bäuerliches Leben an seinen äußersten Rand. Die Temperaturen erreichen im „Sommer“ an die 45°, im „Winter“ kommen Hurrikane, die das Land unter Wasser setzen, das dann zwar schnell abläuft, aber wertvollen Boden, Häuser und Menschen mit sich reißt. Auch sehen sich die Länder nicht als Hauptverursacher des Klimawandels. So wird der Ruf nach „justicia climática“ (Klimagerechtigkeit) immer lauter. Was tragen die Länder im Norden bei, dass die im Süden überleben können?
- Migración: die Abwanderung betrifft auch viele Kirchengemeinden. Manchmal sind ganze Familien auf dem Sprung. Hauptursachen: gravierende Armut, Perspektivlosigkeit, kaum Arbeitsplätze im Land (historisch wurde in den „Bananenrepubliken“ in große Plantagen (Bananen, Ananas etc. investiert, aber kaum in industrielle Arbeitsplätze). Die Arbeits-möglichkeiten auf dem Land sind begrenzt. So bleibt die Hoffnung: „migración al norte“.
- Justicia de género (Geschlechtergerechtigkeit). Die spanisch-lateinamerikanische Kultur des Machismo ist viel stärker ausgeprägt als bei uns, Gewalt gegenüber Frauen ist an der Tagesordnung. Hier hat auch die Kirche in ihren Gemeinden eine große Aufgabe.
- Identidad Luterana (Lutherische Identität): Seit Jahrzehnten werden die Länder Latein-amerikas von neopentecostalen und evangelikalen Strömungen durchdrungen. Sie nennen sich alle „Evangélicos“. Um sich von deren individueller Heils- und Wohlstandstheologie abzug-renzen, betonen die Partnerkirchen ihre „lutherischen Identität“. Das geschieht ebenfalls gegenüber der traditionellen katholischen Kirche, auch wenn sie sich mit ihr zusammen als historische Kirchen begreifen – gegenüber der „pentecostalen Welle“. Ihre Identität entwickelt sich um die Pole: Verkündigung und Diakonie. Beide gehören in der „misión integral“ zusammen.
- Derechos humanos (Menschenrechte). Hier ist es in jeder zentralamerikanischen Gesellschaft noch immer schlecht bestellt, wie beispielsweise Recht der Meinungsäußerung, Recht auf Unversehrtheit etc. – alle die uns geläufigen Menschenrechte müssen dort weiter erkämpft werden.
Die einzelnen Punkte wurden bei Kaffee und Kuchen in der Runde diskutiert, die Zeit mit den Gästen wurde gut genutzt. Aber bei dem schönen Sommerwetter zog es viele der knapp 60 Gäste noch hinaus, so beendeten wir mit dem Dank an alle Beteiligten – vor allem dem Festteam um Annette Döbrich, den Gästen mit ihren Beiträgen und den beiden Musikern – das Treffen kurz vor 15 Uhr.