Honduras |
Christliche Lutherische Kirche von Honduras (ICLH): Eine Kirche sucht ihre Gestalt
Sonntag, 24. September 2006: mangels einer eigenen Kirche versammeln sich im Hotel Honduras Maya lutherische Christinnen und Christen zum Konfirmationsgottesdienst. Im Rahmen eines „Runden Tisches“ mit ökumenischen Besuchern werden an die 60 ältere und noch mehr jüngere Konfirmandinnen und Konfirmanden eingesegnet. Es ist ein bewegendes Ereignis. Ausländische Delegierte überreichen den Konfirmierten ein Kreuz und sprechen ein Segenswort. Die Lutherische Kirche in Honduras bekommt an diesem Tag stattlichen Zuwachs.
Begonnen hatte es sehr bescheiden in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, als lutherische Christen aufgrund der katastrophalen Lebensumstände aus El Salvador nach Honduras einwanderten. In Olancho entstand eine kleine lutherische Gemeinde. Weitere Gemeinden folgten auf Initiative der US-amerikanischen Missouri-Synode. Aber erst 1983 erhielt die Iglesia Cristiana Luterana de Honduras (ICLH) die offizielle Anerkennung als Kirche.
In San Pedro Sula wirkten die beiden guatemaltekischen Pfarrer Eduardo Cabrera und Guillermo Flores. Letzterer unterstützte die Legalisierung von Landbesetzungen und initiierte Sozialprojekte. Cabrera komponierte mit der „Liturgia Popular“ eine Gottesdienstliturgie, die die Erfahrungen der Armen und Unterdrückten verarbeitet. Sie wurde später von der Gemeinschaft der Lutherischen Kirchen in Zentralamerika für die Gemeinden übernommen.
Die ICLH umfasst heute 11 Gemeinden und 7 Missionsstützpunkte, mit ca. 1200 Gemeindegliedern. Viele Gemeinden werden von Laienpfarrern und pastoralen Teams geleitet, die oft von jungen Menschen gebildet werden. Im Oktober 2009 werden die ersten honduranischen Pastoren Hernán Lopez und Martin Giron ordiniert. Derzeit ist Revdo. Rolando Antonio Ortez Martinez Kirchenpräsident der ICLH.
Im August 2006 entsandte die bayerische Landeskirche erstmals auch „Freiwillige“ nach Honduras. Sabine Danner und Johannes Wesemann erschraken über die Lebensbedingungen der Menschen: „Kriminalität, Drogen und gewaltsame Auseinandersetzungen auf den Straßen gehören für die Kinder hier zum Alltag. Der Mangel an Betreuungsmöglichkeiten zwingt die Frauen, während ihrer oft zwölfstündigen Arbeitszeit auch Kleinkinder sich selbst zu überlassen.“ Wenigstens für ein paar Jahre machte die im Armenviertel „Vila Nueva“ neugegründete Kindertagesstätte „Arco Iris“ ein Angebot. Unsere Freiwilligen zitierten das Wort: „Wenn viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, viele kleine Schritte tun, kann dies das Gesicht der Welt verändern.“
Dies gilt auch für die honduranische lutherische Kirche im Ganzen. Sie ist eine Minderheitenkirche in einem traditionell katholisch geprägten Land. Leider konnten seit dem Jahr 2008/09 keine Freiwilligen mehr nach Honduras entsandt werden. Das Auswärtige Amt warnte vor der Gewalt der Maras in den großen Städten.
Der Mangel an ordinierten Pfarrerinnen und Pfarrern ist eine Herausforderung, die fehlende finanzielle Absicherung weiterhin ein Problem. Trotzdem schafft es die ICLH, diakonische Dienste, besonders bei Kindern und Frauen, zu leisten. So steht Bewusstseinsbildung bei Umwelt-, Gewalt-, und Drogenproblemen im Mittelpunkt. Auch durch Unterstützung von Schulkindern und Vergabe von Kleinstkrediten kann in einigen Gemeinden geholfen werden.
200512 Ingrid Keil